Aus der Geschichte der Sektion Sonneberg

Vor über 100 Jahren, am 15. November 1890, haben 23 Thüringer Bergfreunde die Sektion Sonneberg unter der Führung des späteren 1. Vorsitzenden der Sektion, Kommerzienrat Edmund Fleischmann, gegründet. Die Sektion wuchs zügig. Bald entstand der Wunsch, ein Domizil in den Alpen zu schaffen.

Salzburger Bergfreunde machten die Sektion Sonneberg im Sommer 1898 auf einen möglichen Hüttenbau im Gebiet des Hohen Göll bei Berchtesgaden aufmerksam. Dort nahm man den Vorschlag freudig auf und trieb ihn mit Unterstützung der Salzburger Kameraden, darunter des in Salzburg als Turnlehrer tätigen Alpinisten Ludwig Purtscheller mit Elan voran. Ausgewählt wurde ein Platz über dem Eckersattel in etwa 1700 Meter Höhe, nördlich des Hohen Göll (2522m).

Schon 1899 konnten die Bauarbeiten beginnen. Ein Jahr später, im Frühsommer 1900, wurde die Hütte bereits fertiggestellt und am 2. Juli 1900 als 57. Berghaus in den nördlichen Ostalpen eingeweiht. Zu Ehren von Ludwig Purtscheller, des zu dieser Zeit wohl bedeutendsten Alpinisten, gaben die Sonneberger ihrem Alpenvereinshaus den Namen "Purtschellerhaus". Schon im Sommer 1910 erfolgte ein Erweiterungsbau. Damit wurde das Purtschellerhaus ein Stück "Herzblut" der Sektion.

Nach dem 2. Weltkrieg waren in Deutschland die alten Sektionen aufgelöst worden und konnten sich erst nach 1950 langsam wieder gründen. Das Purtschellerhaus wurde zunächst treuhänderisch von dem Zweig Hallein des Österreichischen Alpenvereins und der Sektion Berchtesgaden, später dann nur noch von der Sektion Berchtesgaden verwaltet.

Viele ehemalige Sonneberger Sektionsmitglieder verließen nach 1945 ihre Heimat. Einige von ihnen nahmen nach und nach wieder Kontakt auf. Ernst Hartwig, Enkel von Edmund Fleischmann, des Gründers der Sektion Sonneberg, ist es zu verdanken, dass die Sektion wieder auflebte. Auf seine Initiative hin wurde die Sektion 1953 in Nürnberg unter dem Namen "Sektion Sonneberg des Deutschen Alpenvereins mit Sitz in Nürnberg" wieder gegründet.

Auf der 1955 in Coburg abgehaltenen 2. Hauptversammlung entstand die Idee, das Purtschellerhaus wieder zu erwerben. Im Folgejahr, also 1956 stimmten die ca. 50 Mitglieder der Beschlussvorlage zu. Außerdem wurde beschlossen, den Sektionssitz nach Coburg zu verlagern. Die neue Satzung enthielt zwei aus heutiger Sicht äußerst wichtige Punkte:

  1. § 2 Ziffer 1 besagte: "Die Sektion setzt die Tradition der Sektion Sonneberg im Bundesgebiet fort" und
  2. hieß es im § 18: "Im Falle der Wiederherstellung der Einheit Deutschlands ist die Zurückverlegung des Sitzes der Sektion nach Sonneberg / Thür. zu beschließen, sobald dies rechtlich möglich und die Durchführung der Vereinszwecke tatsächlich nicht mehr behindert ist."

1959 konnte die Sektion das Purtschellerhaus nach 13jähriger Treuhandschaft von der Sektion Berchtesgaden wieder übernehmen. Die politische Situation hinsichtlich der Teilung Deutschlands hatte sich nicht wesentlich verändert. Das Durchschnittsalter der Sektionsmitglieder stieg langsam aber unaufhörlich und die Mitgliederzahl stagnierte. Am Purtschellerhaus waren weitere Baumaßnahmen durchzuführen und auch mehr und mehr Umweltauflagen zu erfüllen, was zunehmend Probleme bereitete.

Deshalb wurde auf der Hauptversammlung am 21. Oktober 1989 in Fürth am Berg über das Fortbestehen der Sektion diskutiert und Fragen über mögliche Fusionen und Partnerschaften erörtert. Mit der Grenzöffnung am 9. November 1989, also nur etwa 2 Wochen später änderte sich die Situation schlagartig. Im Sonneberger Raum konnten neue Mitglieder gewonnen werden, die eine leistungsfähige Personaldecke für die weitere erfolgreiche Sektionsarbeit bildeten.

Die bergsportliche Aktivität der Sektion wurde angekurbelt. Jugendliche wurden für das Bergsteigen und den Klettersport interessiert und bald hatte sich eine aktive Jugendgruppe gebildet.

Nachdem 1990 die 100-Jahr-Feier der Sektion Sonneberg im Kongresszentrum in Berchtesgaden durchgeführt worden war, fand 1991 erstmals wieder eine Hauptversammlung in Sonneberg statt.
Der Steinbruch zwischen Blechhammer und Judenbach wurde nach Bewältigung der Formalitäten ab 1993 als Klettergarten genutzt.
Am 13. Januar 2001 konnte die erste kleine Indoor-Kletteranlage eröffnet werden.
Alle, die mitgeholfen hatten, besonders auch die jungen Leute, konnten stolz auf diese Leistungen sein.
Die im Oktober 2001 neu gegründete Kindergruppe konnte die guten Bedingungen nutzen und später sogar Thüringer Meisterschaften gewinnen.

Hanno Horn, geboren in Sonneberg, wohnhaft in Salzgitter, war inzwischen 1. Vorsitzender der Sektion und Schritt für Schritt wurde der Vorstand verjüngt und in Sonneberger Hände gelegt.

Am 23. Juni 2000 wurde entsprechend der Festlegung der Satzung aus dem Jahre 1956 die Sitzrückverlegung im Großen Rathaussaal in Sonneberg gefeiert. Außerdem konnte am 24. Juni der erste Thüringer Klettersteig "Ernst Hartwig" im Klettergarten der Sektion eröffnet werden. Die Namensgebung erfolgte zu Ehren des Wiedergründers der Sektion im Jahre 1953.

Umfangreiche Baumaßnahmen am Purtschellerhaus erfolgten, um den ständig steigenden Anforderungen des Brandschutzes und des Umweltschutzes gerecht zu werden. Die großen Mühen und Anstengungen haben sich gelohnt. Am 7. November 2014 wurde das Purtschellerhaus mit dem Umweltgütesiegel auf der Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins in Hildesheim ausgezeichnet.

Das Vereinsleben wurde immer vielseitiger. Interessante Wanderungen, Touren, Kurse und Hüttenabende ließen die Attraktivität der Sektion wachsen. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf ca. 800. Es konnten Jugendleiter, Familiengruppenleiter, Wanderleiter, Kletterbetreuer und Trainer gewonnen werden, so dass die erfolgreiche Fortsetzung des Klettersports und der vielseitigen Vereinstätigkeit gewährleistet ist.